Der Freecamper: Wasserwandern mit dem eigenen Wohnwagen in Mecklenburg-Vorpommern.
Sie wollen auch gerne mal Urlaub auf dem Wasser machen, aber nicht ohne ihren Wohnwagen, denn sie sind überzeugter Camper. Jetzt können sie eine völlig neue Reisefreiheit erleben. Ein findiger Bielefelder Sportlehrer hat in Mecklenburg-Vorpommer ein führerscheinfreies Boot entwickelt, auf das sie mit ihrem eigenen Wohnwagen fahren, praktisch eine Miniaturausgabe einer Fahrzeugfähre zum privaten Gebrauch. Nach einer kurzen fahrtechnischen Einweisung setzen sie sich dann in den erhöhten Steuerstand, schauend über das Dach ihres Wohnwagens hinweg und genießen die Mecklenburgische Seenplatte.
Ein Bericht von Wilfried Kochner
(Geräusche einer Seilwinde)
Behutsam wird der Wohnwagen der Familie Braun aus Stuttgart an der Seilwinde an Bord des Freecampers gerollt. Über eine höhenverstellbare Rampe gleitet er ohne Schwierigkeiten auf die Plattform. Anschließend wird er an den Rädern und der Deichsel festgezurrt. Der PKW als Zugfahrzeug bleibt an Land zurück, die Wasserwanderung mit dem eigenen Wohnwagen kann beginnen.
Markus Frielinghaus, ein Sportlehrer aus Bielefeld, hatte die Idee, mit dem eigenen Wohnwagen nicht nur über Land sondern auch zu Wasser zu reisen. Markus Frielinghaus:
„Mein Gast bringt seinen eigenen Wohnwagen mit, anschließend mache ich den in ungefähr dreißig Minuten zum Hausboot und anschließend kann er über die Mecklenburgische Seenplatte mit seinem Wohnwagen wie mit einem Hausboot fahren“
Doch wie kommt man auf so eine Idee.
„ Der Hersteller, der die Freecamper für mich baut, der hat damit angefangen, auf ein Floß einen Wohnwagen fest draufzubauen. Das hab ich mir angeguckt und hab mir gedacht, das Potential des Wohnwagens wäre voll ausgeschöpft, wenn der Gast seinen eigenen Wohnwagen mitbringen könnte.“
Vier Freecamper ließ der Sportlehrer aus Bielefeld bauen und der Erfolg spricht für sich, er ist in dieser ersten Saison bereits so gut wie ausgebucht. Familie Braun schätzt einen entscheidenden Vorteil besonders. Bernd Braun:
„ Das ist für mich entscheidend, das wir mit dem eigenen Wagen, wo aller Komfort inzwischen drin ist, reisen. Wir brauchen nicht umpacken, wir haben alles dabei, wir haben unser gewohntes Zuhause um uns herum, das ist was anderes als wenn man auf eine Yacht geht. Da fährt man auf den Freecamper hier und man lebt zuhause.“
Vor der Praxis gibt es für Familie Braun noch eine ausführliche seemännische Einweisung auf das Abenteuer zu Wasser. Dann heißt es Leinen los, (Motorgeräusche), der Motor des Freecampers läuft und losschippern. Beschaulich über die Gewässer der Mecklenburgischen Seenplatte gleiten, den Komfort des eigenen Wohnwagens genießen, die Angel auswerfen und nachts in stillen Buchten oder einer Marina ankern. (Darunter dementsprechende Atmo)
Noch sind die Freecamper-Möglichkeiten beschränkt, Man muss in Mildenberg an der Havel ca. 70 Km nördlich von Berlin starten und auch dort mit seinem Wohnwagen wieder an Land gehen. Doch der Bielefelder Sportlehrer, der in Mecklenburg-Vorpommern sein Glück gefunden hat, hat konkrete Zukunftspläne.
„Meine Vision ist, dass man das landseitige mit dem wasserseitigen Reisen an verschiedenen Stellen miteinander verbinden kann und dass es mehrere Punkte in der Mecklenburgischen Seenplatte gibt, wo man dann so einen freecamper® übernehmen kann und ihn an einer anderen Stelle auch wieder abgeben kann und mit seinem Wohnwagen dann runterfahren kann.“
Wasserwandern per Freecamper funktioniert nicht anders als mit dem Hausboot, allerdings ist es preiswerter und man hat alles, was man zum Schlafen, Essen und Wohnen braucht, bereits an Bord.
Alle Rechte vorbehalten
Wilfried Kochner
> freecamper-Bericht auf WDR 4 als mp3 (2,4 MB)