Mit dem Wohnwagen aufs Wasser

Morgenstimmung auf dem Stolpsee
Bei "Freecamper" wird Urlaub auf dem Hausboot mit Camping kombiniert. Foto: I. Vogt

Wohnwagen sind nicht jedermanns Sache, Schiffe wahrscheinlich auch nicht unbedingt. Doch vielleicht ist die Kombination aus beiden universell. Zumindest hat die Firma „Bootcamping“ aus dem mecklenburgischen Vipperow schon die Jury des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) überzeugt, denn mit der Idee der „freecamper“ zählt das Unternehmen zu den acht Nominierten des Deutschen Tourismuspreises. Damit hat sich die Firma bereits gegen 81 weitere Bewerber durchgesetzt.
Ihr Konzept: Der eigene Wohnwagen wird auf einem eigens dafür präparierten Schiff geparkt. So entsteht der „freecamper“, eine Art Hausboot, das Urlauber auch ohne Bootsführerschein steuern dürfen. Derzeit ist das Campen auf dem Wasser nur auf der Mecklenburgischen Seenplatte und der Havel möglich, denn dort hat die Firma ihre Station. Rund 50 Kilometer nördlich von Berlin werden die Wohnwagen der Camper innerhalb von etwa einer halben Stunde zu Hausbooten. Der Wagen wird über eine Rampe auf das Schiff geschoben und dann auf der großen Ladefläche verankert. Nach einer rund dreistündigen Einweisung, der „Charterbescheinigung“, kann der Freecamper ablegen und sich seine Wege im verzweigten Netz aus Seen, Flüssen und Kanälen in Europas größtem zusammenhängenden Wasserrevier suchen: den Binnengewässern zwischen Berlin und der Ostsee.
Die Idee zu diesem bereits mit dem Tourismuspreis des Landes Brandenburg 2011 und dem Preis „Ausgewählter Ort 2011“ ausgezeichneten Projekt hatte Markus Frielinghaus. Der Geschäftsführer der Bootcamping GmbH schloss 1994 an der Sporthochschule Köln sein Studium mit dem Schwerpunkt Segeln ab. Ein Jahr später eröffnete der Diplom-Sportlehrer an der Mecklenburgischen Seenplatte eine Kanustation, weil „da so viel Blau auf der Karte war“, wie Frielinghaus beschreibt.
Die „Freecamper“ wollen ab April 2012 auch Reisemobile aufs Wasser bringen. Das größere Schiff bietet genug Platz, um ein Reisemobil bis circa 7,50 Meter Länge und zunächst drei Metern Höhe sowie einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen aufzunehmen. Er wird von einem 40-PS-Außenbordmotor angetrieben. Eine Woche kostet in der Hochsaison zwischen 900 und 1100 Euro.
Die Kreativität von Frielinghaus ist noch nicht erschöpft. Seine Vision: In zehn Jahren könnte es ein Netz aus Stationen geben, an denen das landseitige mit dem wasserseitigen Reisen verbunden wird. Dann wäre Urlaub deutschlandweit abwechselnd sowohl am als auch auf dem Wasser möglich.

Georg Amend, Rheinische Post
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