Reisetagebuch von Dirk S.

04.08.2011

Wir sind in Mildenberg, einem Ortsteil von Zehdenick, gegen 15:00 Uhr angekommen.  Wir nahmen kurz telefonisch Kontakt zu Markus Frielinghaus auf. Er verleiht die Freecamper. Dabei handelt es sich um ein motorisiertes Floß, auf das der eigene Wohnwagen gestellt werden kann. Angetrieben wird das Floß mit einem 40 PS Mercury Außenbordmotor und einem Bugstrahlruder. Genaueres kann man aber der Homepage: www.freecamper.de entnehmen.

Auf dem Gelände des Ziegeleiparks Mildenberg gibt es einen alten Hafen, mit einem Restaurant und kleinem Campingplatz. Hier kann man wohlwollend ca. 10 Gespanne abstellen, aber mehr auch nicht. Wir teilten uns den Platz mit einem Wohnmobil und sollen 12 € für die Nacht mit Wasser und Strom zahlen. Bis zum Freecamperanleger läuft man ca. 5 Min.  Den PKW kann man entweder für 10 € auf einem Privatgrundstück direkt am Hafenbecken abstellen, oder auch kostenlos auf dem großen Besucherparkplatz der alten Ziegelei. Dadurch bedingt, dass wir noch unser Boot incl. Motor im Kofferraum haben, wäre uns der Privatgrund lieber.  Aber diese Entscheidung sollte uns noch abgenommen werden.

Uns hat allerdings der Regen der letzten Tage die Reise ein wenig eingeschränkt. Dadurch, dass die Havel Hochwasser führt, wurden die Schleusen vor Fürstenberg und nach Zehdenick gesperrt. Das schränkt das Fahrgebiet sehr deutlich ein. Zwei Freecamper sind davon aber auch betroffen und befinden sich noch jenseits der nördlichen Schleuse bei der Marina Wolfsbruch, 10 km nördlich von Rheinsberg. Der Vermieter Frielinghaus bot uns an, auch da einen Freecamper zu nehmen, damit wir einen größeren Radius zum Fahren haben. Nach einer kurzen Besprechung nahmen wir das Angebot dankend an.

05.08.2011

Wir übernehmen den freecamper® in der Marina Wolfsbruch

Erster Tag auf dem Freecamper und es ist gut, aber der Reihe nach.

Wir sind heute mit Sack und Pack und mit Sicherheit 200 kg Übergewicht im Wohnwagen zur Marina Wolfsbruch gefahren. Schließlich wissen wir nicht, wo wir einkaufen können und haben demnach für eine Woche Lebensmittel gebunkert. Am Rande gesagt, haben wir damit immer noch nicht alle Schränke im Wohnwagen ausgefüllt. Irgendwie bekomme ich das Gefühl nicht los, dass sich Susi  einen begehbaren Schrank gekauft hat.

Im Hafen angekommen, durfte ich den leeren Freecamper vom Liegeplatz erst einmal zum Kran fahren und bekam schon die ersten Ränder unter den Armen, weil mein 72 Std. Deo versagte, die Werbung hält auch nicht mehr, was sie verspricht.  Der Freecamper fährt sich sehr behäbig und ist bei seinen 12 m auch nicht verwundernswert. Es ist halt kein 3.60m Schlauchboot.

Der Kran hat das Boot auf Bodenniveau angehoben und der Wohnwagen konnte dank Mover den Freecamper befahren. In der Mitte des Flosses sind abgesenkte Fahrspuren aus verzinktem Stahl verbaut. Damit kommt der Schwerpunkt gut 15 cm tiefer und es wird keine Eingangstufe zum Wohnwagen benötigt.  Der Wohnwagen wurde waagerecht ausgerichtet und mit der Kupplung fest auf dem Freecamper befestigt. Ebenso wurden die beiden Reifen mit einem Spanngurt befestigt. Anschließend wurden die ganzen Formalien erledigt. Es wurden Papiere gezeigt und es wechselten Euro´s vorläufig als Kaution, als auch endgültig als Mietpreis den Besitzer. Anschließend bekam ich nochmals eine Fahreinweisung, nachdem wir die Materialien, die mitzuführen sind, gesichtet hatten.

Wir legten zweimal an und ich habe meine Mannschaft in die Geheimnisse der Knoten und Stiche eingewiesen. Schließlich sollten sie in der Lage sein, einen Fender an der Stelle zu befestigen, wo sie es möchten. Angesichts der Zeit, es war mittlerweile 18:00 Uhr, haben wir heute beschlossen, hier im Hafen liegen zu bleiben und morgen früh erst den Weg anzutreten. Wir haben für den Liegeplatz 21 € bezahlt und liegen gegenüber eines Restaurants und haben erst mal eine Pizza to go bestellt. Die haben wir auf der Flybridge mit einer Flasche Rotwein gegessen und uns darüber amüsiert, wie viele Menschen begeistert von der Idee, vor unserem Boot verweilten und es gestaunten. Viele wollten noch mehr Informationen wissen und ich gab bereitwillig Auskunft und verteilte Flyer. Kann ich eigentlich auch Provision verlangen???

Uns ist jetzt schon klar, dass es eine gute Idee war, den Freecamper zu mieten. Ich freu mich schon wie Bolle auf das Fahren morgen.  Nun sitzen wir noch auf der Flybridge und genießen den Rotwein und feiern unsere tolle Idee. Dazu wird die ganze Hafenanlage gerade noch mit Fetenmusik beschallt, das ist schon ein tolles Erlebnis. Ich wünsche uns und euch eine gute Nacht

06.08.2011

Erster Tag auf See bzw. den Seen hier in Brandenburg. Wir sind heute Morgen gegen 09:30 Uhr aus der Marina Wolfsbruch abgefahren. Das Fahren gestaltet sich deutlich einfacher, als zuerst angenommen. Wir haben frische Brötchen mitgenommen und sind erst mal zum Prebelower See gefahren und haben da den Anker geschmissen. Als Morgendusche diente der See und wir sind schon vor dem Frühstück alle rein ins Wasser. Anschließend haben wir erstmals auf der Flybridge gefrühstückt. Herrlich der Ausblick beim Frühstücken über den See.

Als Tagesetappe sind wir dann runtergefahren bis zum  Flecken Zechlin. Das ist gut 10 km vom Startpunkt aus weg und führte uns durch mehrere Seen und Kanäle. Unter zwei ziemlich enge Brücken mussten wir drunter herfahren, die mit 5,30 m nur ein kleines Stück breiter sind als der Freecamper. Sicher sind es noch 1,3 m an Platz gewesen, wirkt aber mit so einem Teil viel enger. Da hieß es dann in Schleichfahrt durch und je eine Person rechts und links an Deck. Wenn man den Freecamper nur langsam bewegt ist er zwar schwerfällig wie ein Sack Kohle, ist aber lammfromm.

Zwischendrin haben wir immer mal wieder gehalten, um mit dem Hund Gassi zu gehen und zu schwimmen. Die Menschen, die uns begegneten bestaunten immer wieder unser schwimmendes Zuhause. Einige kamen sogar mit dem Boot rangefahren und erkundigten sich nach der Vermietung.

Wir sind dann die gesamte Strecke bis zum Tietzowsee zurückgefahren und hatten damit fast 20 km zurückgelegt. Hier haben wir den Freecamper mit dem Bug voraus ans Land gefahren und festgemacht. Heute sollte es mal eine Nacht in der freien Natur sein. Heckseitig haben wir einen Anker geworfen und den Bug mit zwei Seilen an Bäumen befestigt. Ein wenig unwohl ist mir schon dabei, das Boot nicht an einem Steg zu befestigen. Also habe ich die erste Ankerwache übernommen und gut ist. Wir haben lecker gegrillt, waren nochmals schwimmen und sitzen nun auf der Brücke im Dunkeln und haben das Ankerlicht eingeschaltet. Gleich geht es ins Bettchen und wir fallen erschöpft und glücklich in den Schlaf.

07.08.2011

Die erste Nacht, die wir ohne schützenden Hafen verbracht hatten, war sehr ruhig. Erstaunlicherweise lagen wir am Morgen immer noch fest in der Bucht. Erst mal hieß es wieder schwimmen und dann habe ich die Brötchen mit dem Gasgrill aufgebacken. Es klappt überraschend gut und bestärkt uns in der Meinung, dass wir jeden zweiten Tag frei ankern sollten. Heute sind wir allerdings nicht weit gefahren, lediglich bis Rheinsberg runter. Das war eine Etappe von vielleicht 5 km, aber so hatten wir mal ausgiebig Zeit, dem Hund ein wenig Bewegung zu verschaffen. Kurz nach dem Mittag hatten wir in der Marina Rheinsberg festgemacht. Erstmals haben wir unsere Abwasserbehälter entsorgt. Bezahlt haben wir hier 1€ pro Meter, also 12 €, dafür kostet aber Strom und Duschen nach Verbrauch, bzw. 50 Cent.

Wir sind dann zu Fuß in das ca. 2 km entfernte Hafendorf Rheinsberg gelaufen. Eine riesige Marina mit Hotel und Ferienhäusern. Jede kleine Butze hat einen eigenen Bootsanleger und es gibt dort auch tolle Gastliegeplätze, allerdings wären wir mit dem Freecamper dort schon aufgefallen wie eine bunte Kuh. Daher war die Entscheidung, dort nicht die Nacht zu liegen, eine gute Entscheidung. So hatte der Hund seinen Auslauf und wir auch mal wieder etwas Bewegung.

Ich überlege, unser kleines Boot aufzubauen und damit noch eine kleine Runde zu drehen. Das Boot kann man ja dann für die restlichen Tage einfach hinterher ziehen.

So, das kleine Boot haben wir auch noch gewässert und sind damit nochmals zum Hafendorf Rheinsberg gefahren. Es ist ja erstaunlich, wie viel gutbetuchte Menschen auf einen Haufen leben. Haus an Haus, und alle mit dem eigenem Boot.

Morgen wollen wir etwas eher aufstehen und noch eine wenig Proviant einkaufen, bevor es wieder weiter geht.

08.08.11

Heute Morgen sind wir noch vor dem Frühstück mit dem Hunde eine Runde durch Rheinsberg auf der Suche nach einem Supermarkt.  Android Maps sei Dank war es auch kein Problem einen Supermarkt zu finden. Wir haben eine Runde durch den Schloßgarten gemacht, dabei ist mir aufgefallen, dass Rheinsberg eine durchaus sehenswerte Stadt ist. Kutschengespanne fahren die Besucher durch die nett gemachten kleinen Gassen.

Nach einem schönen Frühstück bei blauem Himmel und Sonne fuhren wir wieder ab in Richtung Neustrelitz. Vom Süden her zog schon ein Regengebiet auf, was wir mit 7 km/h nicht abschütteln konnten.  Auf dem Tietzowsee hat der Regen uns dann voll erwischt. In der Zeit, um das Dach zu schließen, an ein Ufer ranzufahren und den Anker zu werfen, waren wir beide Nass bis auf die Haut. Somit hatten wir unsere Wassertaufe auch hinter uns gebracht. Das gehört schließlich dazu und ist alles mit bezahlt worden. Die Zwangspause nutzten wir dazu, einen Kaffee zu trinken und ein wenig den Reisebericht zu schreiben. Am Horizont ist aber schon wieder blauer Himmel zu sehen  und das bedeutet, dass wir gleich den Anker lichten und weiter Schippern und zwar unserer ersten Schleuse entgegen.

Die erste Schleuse war dann kurz hinter der Marina Wolfbruch, der Hafen, den wir vor zwei Tagen verlassen hatten. Das Schleusen an sich war dann mit 40 cm Hubhöhe eher unspektakulär.  Weiter ging es in Richtung Strasen. Auf dem Pälitzsee zog die zweite Gewitterfront hinter uns auf. Ein Blick auf die Satellitenwetterkarte via Android ließ nichts Gutes erahnen. Aus der Erfahrung vom Vormittag gelernt, fuhren wir den Freecamper in eine windgeschütze Bucht und warfen den Anker. Wir konnten uns noch mal durch einen Sprung ins Wasser abkühlen, bevor die Abkühlung in Form eines weiteren Gewitters von Oben kam. Tja aus Erfahrung lernt man, nicht so der Vierer mit Steuermann, die triefend nass an uns vorbei ruderten.

Durch Strasen haben wir ein weiteres Mal geschleust, diesmal sogar ganze 1,5 m tief. Wir fuhren an Priepert vorbei und haben heute Nacht,  kurz vor Ahrensberg in einem See an der Havel, den Anker geworfen. Hier stehen wir so Einsam, dass man es sich gar nicht vorstellen kann, wenn man es nicht erlebt hat. Rings um uns rum ist es tiefschwarz, nur der Mond schaut manchmal aus den Wolken auf uns nieder. Susi hat, glaube ich das Wort: „gruselig“ im Zusammenhang mit dem Liegeplatz, 38 mal ausgesprochen. Es ist wirklich herrlich die Ruhe zu genießen.

Morgen sind es noch 17 km bis Neustrelitz und da sollten wir mal unsere Kraftstoffreserven auffüllen. Einen 25 Liter Tank haben wir schon verbraucht und der Zweite ist angeschlossen. Auch der Tank von unserem Beiboot, was wir seit Rheinsberg hinter uns herziehen, neigt sich dem Ende. Das Beiboot brauchen wir aber, um den Hund die Möglichkeit eines Landgangs zu geben. Das heißt morgen früh eben schnell mit dem Boot den Hund Gassi führen. Das ist ein Leben, an das ich mich schnell gewöhnen kann. Nun freue ich mich aber erst mal auf die Stille der Nacht.

09.08.2011

Ich möchte von gestern Abend noch nachtragen, dass wir uns im Dunkeln noch vorne auf Deck gesetzt und bei einem Glas Rotwein in die Sterne gesehen haben. Eingemümmelt in einer Decke und bei Kerzenschein schmeckt der Rotwein nochmal so gut.

Die Nacht war herrlich gut und ich habe auch beruhigter geschlafen, da ich nun sicher war, dass der Anker auch das Boot an der Stelle hält. Der Tag begann wie der vorige geendet hatte, nämlich mit dem Dingi und dem Hund an Land fahren zum Gassi gehen. Dabei hatte ich aus der Fischräucherei frische Brötchen zu Frühstück mitgebracht.

Wir sind dann gegen 11:30 Uhr losgefahren und durch den Havel/ Kammerkanal in den Woblitzsee. Hier konnte man den Wind deutlich spüren. Das Schleusen verliert an Freude und es bedarf einer ruhigen Hand, das große Floß bei dem Seitenwind sicher in den Schleusenkanal zu fahren. Susi und Kim haben ihre Sache auf Deck aber super gemacht und es war zu keiner Zeit heikel. Anders bei dem Hausboot vor uns in der Schleuse, hier bekam ich das Gefühl, es waren Fans vom Flippern. So oft wie sie ihr Boot von einer Schleusenwand zur anderen geballert hatten. Manchmal reicht es einfach, langsamer zu fahren. Wie hatte Herr Frielinghaus bei der Übergabe gesagt: Wenn du das Gefühl hast zu langsam in eine Schleuse einzufahren, bist du genau schnell genug!!! Ich möchte aber hier auch nicht weiter über andere lästern, es sah bei uns bestimmt auch nicht gut aus, zumal und der Seitenwind ordentlich zusetzte.

Die Paddler auf dem Woblitzsee hatten schon ein hartes Stück Arbeit auf sich genommen, mit denen wollte ich nicht tauschen.  Vom Woblitzsee ging es über den Kammerkanal weiter zur Schleuse Voßwinkel, wo wir wieder unsere Freunde getroffen haben. Diesmal haben sie es gemächlicher angehen lassen. Sie sind in die Schleusenkammer eingefahren und haben sich dann stückweise an der Spundwand bis vorne gezogen. Der Kammerkanal ist fast 5 km lang und es entsteht das Gefühl, dass man durch einen Mangrovenwald fährt.

Auf dem Zierkersee ist die Fahrrinne durch Tonnen gekennzeichnet und man fährt in einem Bogen auf Neustrelitz zu. Die riesigen Speicher sind schon von weitem zu sehen und der Wind kam nun von achtern, um uns noch anzuschieben. Wir wollten zu der Marina Neustrelitz, weil die geschützt in einem Hafenbecken liegt. Bei der Einfahrt empfing uns direkt der Hafenmeister und wies uns einen Platz zu. Dankenswerterweise half er uns auch dabei, das Boot zum Liegeplatz zu ziehen. Eigentlich wollten wir hier nur etwas einkaufen und dann wieder raus und die Nacht außerhalb eines Hafens stehen. Aber angesichts dieses Windes haben wir uns entschlossen, die Nacht in Neustrelitz zu verbringen. Da bekam der Begriff: Im sicheren Hafen einlaufen, eine greifbare Bedeutung.

Wir zahlten 14,50 € Liegegebühren inkl. Strom, Duschen kostet 50 Cent für 3 Min. Wir haben uns dann noch das Städtchen angesehen und ich muss sagen auch das lohnt sich. Für ein Städtchen mit knapp 24000 Einwohnern bietet Neustrelitz schon eine große Anzahl von Geschäften.

Mit dem Fahrrad bin ich dann noch zur 2 km entfernten Tankstelle geradelt und habe den leeren Tank wieder mit Superkraftstoff aufgefüllt. Das waren 37 € und für die Fahrstrecke bin ich sehr zufrieden, was den Verbrauch angeht. Meistens fahren wir eh bei 2700 Umdrehungen und da verbraucht der Motor gut 2,5 Liter pro Stunde. Das geht in Ordnung wenn man bedenkt, dass das Gesamtgewicht mit unserem Wohnwagen fast 6 Tonnen beträgt.

Langsam legt sich auch der Wind und wir hoffen, dass wir morgen wieder etwas besseres Wetter bekommen und freuen uns schon wieder auf die Fahrt durch den Kammerkanal. Unser Fernziel ist jetzt Waren an der Müritz, aber das wird noch ein weiter Weg werden.

10.08.11

Die Nacht war schon eine wackelige Angelegenheit und der Wind ist morgens nicht wirklich weniger gewesen. Kurzzeitig haben wir uns überlegt, noch einen Tag in Neustrelitz zu bleiben. Die Wetterinfo versprach auch keine Wetterbesserung. Die anderen Freizeitkaptiäne um uns rum verließen einer nach dem anderen den Hafen. Auch wir haben beschlossen weiter zu fahren, zumal es sich ja absehbar nicht ändern sollte.

Wir haben nochmals unsere Abwasserbehälter entleert und Frischwasser aufgefüllt und haben die Leinen gelöst. Susi bugsierte das Boot dabei rückwärts aus der Liegebox per Motorkraft und ich habe das Boot am Bug mit der Leine geführt. Das war kein Problem, bis das Boot dann frei schwamm und ich das Ruder übernahm. Auf einmal fielen mir wieder meine Flipperfreunde von gestern ein, na ja so schnell komm ich auch nicht wieder zurück nach Neustrelitz und die meisten Boote waren schon raus. Ansonsten klappte die Ausfahrt sehr gut und auf dem Zierkersee war eine steife Brise von vorne zu verspüren. Heute wird es wohl kalt, dachte ich mir und sollte damit recht behalten. Im Kammerkanal waren wir geschützter und der Wind war nicht mehr so kalt zu spüren. Wir wollten eigentlich die Schleuse von Canow heute noch passieren, da die immer sehr voll sein soll. Zur Hauptzeit sind Wartezeiten vor solchen Hauptverbindungsschleusen von 4 Stunden keine Seltenheit. Wir fuhren also ziemlich straff den Weg ab und legten auf dem Woblitzsee in einer windgeschützten Bucht eine Mittagspause ein. Trotz des kalten Windes ließen wir es uns nicht nehmen, einmal ins Wasser zu springen. Die Kanuten hatten sich wohl ihre eigene Meinung zu uns gebildet. Wir aßen etwas und fuhren anschließend weiter. An der Schleuse von Strasen kamen wir mit einer Frau ins Gespräch, dessen Hausboot direkt vor uns lag. Sie warteten nun seit drei Schleusengängen, bis sie endlich einfahren konnten, so viele Boote waren noch vor denen dran. Sie fragte uns nach einem schönen Liegeplatz und ich fühlte mich geschmeichelt, dass sie mir das Wissen zutraute. Unweit der Schleuse befand sich die Marina Wolfbruch, die konnte ich ihr empfehlen, wenn gleich wir noch eine andere Richtung einschlagen wollten. Außerdem wollten wir ja ankern und uns nicht in einen Hafen legen, das ist nämlich ein feiner Unterschied, wenn man sagt man sucht einen Liegeplatz oder einen Ankerplatz. Wir plauderten noch ein wenig rum und ich fragte sie, was sie denn für das Chartern ihres Bootes zahlen würden. Es war ein großes Hausboot von gut 11 Metern Länge und 4 Metern Breite und sie antwortet mit : Viel Geld, über 2000€ pro Woche. Ok dachte ich, wieder mal eine Schnäppchen geschossen und noch das eigene Zuhause mit dabei. Denn wir zahlten nur ungefähr die Hälfte.

Wir schleusten und bei der Ausfahrt fragte ich den Schleusenwärter, ob wir es wohl noch bis Canow schaffen würden, es war 18:40 und um 19:45 Uhr ist die letzte Schleusung. Er meinte er wäre wohl eine knappe Sache. Laut der Seekarte, die wir mit bekamen, ist es bis zur Schleuse gut 7 km. Damit wirklich ein Rennen gegen die Zeit, weil 7 km/h ist unsere Reisegeschwindigkeit.

Wir fuhren also dem Ort Canow entgegen und kamen auch in den Schleusenbereich und die Anzeige zeigte ein rotes Licht, also noch nicht außer Betrieb. Es war 19:45 Uhr als wir vor der Scheusenkammer auftauchten. Ein Segler sagte schon, dass die Schleuse schon Feierabend hat, dennoch fuhren wir vor das Tor. Der Schleusenwärter winkte uns zu weiter zu fahren und öffnete uns nochmals das Tor. Schließlich waren wir noch in der Zeit und er würde uns noch einmal bergauf fahren vor seinem Feierabend. Wir bedankten uns herzlich bei ihm und wünschten ihm einen schönen Feierabend und wir fuhren in den Labussee ein. Hier gab es südwestlich eine kleine Bucht, die wohl Wind geschützt sein soll und an der ein Campingplatz liegt. Somit war der Bootsanleger auch geregelt und der Hund konnte Gassi gefahren werden.  Wir schmissen in der Bucht den Anker, es ist ein herrliches Fleckchen Erde, und fuhren mit dem Beiboot an Land. Wir fragten nach frischen Brötchen und die gab es ab 07:15 Uhr bis vielleicht um 07:30 Uhr durch einen Bäckerwagen, der auf dem Platz hält. Geht es noch, wir sind im Urlaub und da soll ich mitten in der Nacht aufstehen um Brötchen zu holen? Na mal sehen, wie der Morgen so losgeht.

Pünktlich mit der Rückkehr zu dem Freecamper fing es an zu regnen und es hält sich wohl auch noch eine Weile an. Es stört jetzt aber nicht mehr, ganz im Gegenteil. Vielmehr Geborgenheit als jetzt hier zu sitzen und dem Regen zu lauschen kann es gar nicht geben. Selbst wenn der Herrgott heute noch eine Sintflut vom Himmel regnen lassen würde, wir sitzen auf unserer Arche warm und trocken.

Das Vorhaben mit der Müritz haben wir heute wieder verworfen. Teilweise herrschen auf der Müritz Sturmwarnungen und Boote dürften den Hafen gar nicht verlassen. Wir werden wohl morgen noch bis Mirow fahren und dann umdrehen und wieder zurück ins Rheinberger Gewässer. Das hat den Vorteil, dass wir dann bis zur Übergabe nicht mehr schleusen müssten und das lässt unseren Zeitplan etwas zuverlässiger werden.

11.08.11

Heute hat es dann mal geklappt mit der vorgenommen Route. Wir sind gegen 11:30 Uhr los und konnten an der Schleuse Diemitz direkt mit einfahren. Manchmal braucht man halt etwas Glück. Die Boote, die Bergab wollten hatten nicht so viel Glück. Da standen gut 12 – 15 Boote, die geschleust werden wollten. Ich denke, die konnten einiges an Wartezeit einplanen. Ich möchte schon mal vorgreifen und erwähnen, dass wir abends an der gleichen Schleuse direkt einfahren konnten.

Also sind wir über den Vilzsee nach Norden die Müritz- Havel- Wasserstrasse entlang gefahren. Unmittelbar vor Mirow standen unheimlich viele Pfahlbauten direkt am Wasser und es saßen Menschen auf den Balkonen und schauten über das Wasser. Gar nicht schlecht, so zu wohnen. Teilweise waren Häuser zu bestaunen, die mit den Jachten davor aussahen wie in Florida, Fort Lauderdale.

Wir haben auf der Schlossinsel an einem Gastanliegerplatz angelegt. Hier konnten wir kostenlos stehen und auch noch für 50 Cent Strom zum Laden der Lappi´s, Handy´s und Konsolen gezapft. Kostenlos nannte Die Kellnerin dann mit den Worten: „Sie kommen doch anschließend bestimmt noch einen Kaffee bei uns Trinken?“Wir sind dann zu Fuß durch die „City“ von Mirow geschlendert.  Und wären die Geschäfte nicht so weit auseinander, wären wir in 5 Minuten durch gewesen. Wir sind dann noch in einer Dönerbude eingekehrt, und die kann man wirklich empfehlen. Sauber und sehr lecker, besonders die türkische Pizza mit Dönerfleisch.  Anschließend sind wir unsere Schulden begleichen gegangen und tranken einen Kaffee an der Seeterrasse.

Da der zweite Tank gestern schon leer gefahren wurde, bin ich noch schnell zur ca. 1 km entfernten Tankstelle gefahren und habe diesen wieder aufgefüllt. Der andere ist noch deutlich über halbvoll.

Gegen 17:00 Uhr haben wir die Rückfahrt angetreten.  Die Schleuse von Canow erreichten wir kurz nach 19:00 Uhr. Wir haben uns noch nett mit zwei Seglern vor der Schleuse unterhalten. Sie waren begeistert von der Idee, den eigenen Wohnwagen mitzunehmen. Bei der Einfahrt  grüßte uns nett der Schleusenwärter von gestern mit den Worten: „Ach ihr schon wieder, und wieder kurz vor Feierabend“.  Wir wünschten ihm einen schönen selbigen und suchten uns im Canowersee einen schönen Platz zum ankern. Die Bucht südwestlich war uns zu voll mit Bootshäusern und hier wollten wir nicht stehen. Stattdessen fuhren wir in einer Schilfgraslücke an Land ran. Die Stelle liegt genau westlich des Sees. Vorne haben wir uns am Baum festgemacht und nach hinten einen Anker geworfen, damit wir nicht seitlich ins Schilf gedrückt werden.

So war unsere letzte Nacht auf dem Freecamper namens Freeda angebrochen. Morgen wollen wir noch etwas in den Rheinsberger Gewässern rumfahren, ich denke aber, dass nur noch ein Abwarten wird, bis wir das Floß um 16:00 Uhr wieder abgeben können. Aber vielleicht spielt das Wetter morgen noch mit und wir können schwimmen gehen. Lassen wir uns mal überraschen.

12.08.2011

Die letzte Nacht verlief sehr ruhig und wir haben hervorragend geschlafen. Bei Frühstück überlegten wir doch direkt zur Marina Wolfsbruch zu fahren und alles schon für die Übergabe vorzubereiten. Ich telefonierte mit Markus und wir verabredeten, dass ich anrufe, sobald wir im Hafen einlaufen. Er benötigt dann ca. eine Stunde, bis er am Hafen sein kann.

Nach einem letzten Frühstück an Bord mit gebackenen Brötchen aus dem Gasgrill, machten wir uns auf den Weg. Zwischendurch schien nochmal so schön die Sonne, dass wir uns spontan entschlossen hatten, zu ankern und ein letztes Mal vom Floß aus ins Wasser zu springen, unsere Art Abschied zu nehmen.

Weiter ging es durch den Schleusenkanal der letzten Schleusung entgegen. Kurz angelegt, damit der Hund nochmals Gassi gehen kann und dann konnten wir auch schon in die Schleuse einfahren. Kurz hinter der Schleuse befindet sich nach links die Einfahrt zur Marina Wolfsbruch, die wir gegen 13:00 Uhr erreichten.  Wir haben auf Weisung des Hafenpersonals uns erst mal an der Tankstelle festgemacht. Hier störten wir niemand und konnten noch gut die eine Stunde nutzen, unsere eigenen Sachen wieder in den Wohnwagen zu verstauen. Mit dem Beiboot fuhr ich zum Slipbecken, um es dort ebenfalls zu verstauen. Kurz nach 2 hatten wir soweit alles Fertig und auch schon Boot und Motor im Auto verstaut. Markus ist ebenfalls eingetroffen und wir konnten den Freecamper ins Kranbecken fahren. Meine letzte Fahrt auf der Freeda, wie der Freecamper hieß.

Markus hat den Wohnwagen wieder gelöst und wir haben ihn mit einem Seil zwischen Wohnwagen und PKW aus der Vertiefung des Freecampers gezogen, bis das Deichselrad festen Boden hatte. Anschließend hatten wir den PKW direkt angehangen und nun den Wohnwagen komplett runtergezogen.

Der leere Freecamper wurde dann zu einem Liegeplatz gefahren und wir haben die weiteren Formalien der Übergabe im Wohnwagen besprochen. Wir berichteten von unserer Tour und den Häfen, die wir angelaufen sind und Markus machte noch ein abschließendes Foto unserer Familie vor dem Wohnwagen. Gegen 16:00 Uhr hieß es Abschied nehmen und die ca. 600 km lange Heimreise antreten. Wir wollten nicht noch einmal auf einem Campingplatz stehen und beschlossen heute noch nach Hause durchzufahren.

Unser Resümee zu der Reise mit dem Freecamper:
Wir waren begeistert und werden es auf alle Fälle wiederholen. Das Floß um den Wohnwagen ist groß genug, dass man ausreichend Freiraum hat. Das Highlight ist aber sicherlich für uns, einsam auf einem See zu ankern und den Abend und die Stille zu genießen. So frei campen kann man halt nur auf dem Freecamper.

Dirk S. und Familie aus dem Ruhrgebiet

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